Technik, die begeistert
Date: 2015-09-18
Dieser Post ist das Ergebnis mehrerer Begegnungen mit meinen Kollegen und es ist mein Ziel darzulegen, welche meine Beweggründe in einem ganz speziellen, eng abgesteckten Bereich sind und wie ich hier zu meinen Überzeugungen gekommen bin. Ziel ist es nicht meine Ansicht anderen überzuhelfen, sondern nur sie verständlich zu machen.
An meiner Arbeitsstelle bekommen alle Mitarbeiter die Chance einen Dienstlaptop zu kaufen. In den meisten Fällen fällt die Entscheidung auf einen Apple Laptop. Und so stand auch ich am Beginn meiner Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter vor der Frage, ob und welchen mobilen Rechner ich mir zulegen will.
Allerdings habe ich mich aktiv gegen das Kaufen entschieden. Stattdessen verwende ich seit geraumer Zeit ein mehrere Jahre altes Gerät, dass einer meiner Kollegen durch ein Neues ersetzt hat. Es funktioniert noch hervorragend, ist nur nicht mehr auf dem "aktuellen Stand der Technik". Was ich mir habe leisten lassen war ein Hardwareupgrade (RAM, Festplatte) für einige hundert Euro.
Meine bewusste Entscheidung gegen die Neuanschaffung hat mehrere Gründe. Zum einen, ist der Stand der Technik von vor 5 Jahren für die allermeisten meiner Anforderungen völlig ausreichend. Es hat seitdem einfach nur in sehr begrenztem Maße bahnbrechende Verbesserungen gegeben. Nur in einigen Bereichen (Retina-Displays, Akkulaufzeit) ist eine wirkliche Verbesserung spürbar geworden. Brauche ich doch einmal mehr Rechenleistung muss ich diese eh auf größere Infrastruktur ausweichen.
Zum anderen sehe ich es nicht ein, ein völlig funktionsfähiges Gerät auszumustern oder in den Schrank zu legen, nur weil es einige Jahre alt ist. Alter ist kein Problem an sich. Selbstverständlich erhöht sich das Ausfallrisiko einiger Komponenten mit den Jahren, was durch vergangene Komponententauschungen bei diesem Gerät in geringerem Maße zutrifft. Eine Neuanschaffung hingegen ist immer auch Ressourcenverbrauch. Bei der Produktion wird sowohl Energie, als auch andere endliche Ressourcen unseres Planeten verbraucht. Konkret diese Ressourcen werden unsere Nachkommen nicht mehr haben. Und Menschen müssen dafür Arbeiten, damit ich ein neues Gerät in Händen halten kann.
Unser ständiger Wunsch nach den neusten Geräten ist mit einem enormen Ressourcenverbrauch verbunden. Jedes neue technische Spielzeug, von denen wir ja sehr viele haben und haben wollen, bindet Ressourcen. Umso häufiger wir diese wechseln, umso höher wird der Verbrauch. Und solange keine Not besteht, solange will ich diesen Verbrauch hinauszögern soweit es geht.
Außerdem ist Konsum anstregend. Ich will mich nicht ständig mit den neuesten Laptops, Handys, E-Book Readern, Smartwatches und Bildschirmen auseinander setzen. Ich weiss besseres mit meiner Zeit anzufangen. Für mich wiegt das kurzfristige Belohnungsgefühl beim Kauf eines neuen Gerätes nicht mehr den Zeitaufwand der Anschaffung auf.
Ein anderer Grund der speziell für die Informatik ist und der über dieses eine konkrete Gerät hinaus geht ist ein eher Ideelles. Mit unendlichen Ressourcen kann ich in der Informatik das allermeiste bewältigen. Probleme können häufig durch teurere Hardware erschlagen werden. Aber wir wissen auch, dass alle Rechner prinzipiell gleich mächtig sind, wenn wir sie einmal als angenäherte Turing-Maschine begreifen. Die Kunst eines guten Programmiers ist es aus wenigen Ressourcen alles rauszuholen was geht. Das ist Kunst: aus (fast) nichts (fast) alles machen.
Und dies trifft auch gerade in dem Bereich der Informatik mit dem ich mich beschäftige zu. Betriebssysteme will niemand haben; niemand will seine kostbaren Rechenzyklen dafür hergeben, dass das Betriebssystem irgendwelchen Quatsch berechnet. Am besten das Betriebssystem wäre garnicht da. Hier, und noch viel mehr im Bereich der eingebetten Systeme, kommt es im Besonderen darauf an Ressourceneffizient zu arbeiten. Ich sehe allerdings, dass dieser Geist und diese Freude am Minimalismus nicht mehr so populär ist.
Ich jedenfalls werde die Benutzung dieses Laptops solange ausdehen, wie das nur überhaupt möglich ist.